Verbandsmitglied Walter Achleitner im kathpress-Interview über Medienförderung
Kirchenzeitungs-Experte: "Presseförderung" muss up to date werden
25.01.2022 11:14
KAP
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Walter Achleitner vom Verein zur Förderung der Kirchenzeitungen: Qualitätsvolle, aber ausschließlich online-basierte Medienformate sollen nicht länger leer ausgehen - "Erheblicher Reformbedarf" auch für Kirchenpresse - Kathpress-Interviewreihe zur österreichischen Medienpolitik (5)
Salzburg, 25.01.2022 (KAP) Die bisherige "Presseförderung" muss den rapiden Veränderungen in der Medienlandschaft angepasst werden und zu einer viel breiter aufgestellten "Medienförderung" werden. Auch qualitätsvolle Online-Anbieter verdienen laut Walter Achleitner von der "Kooperation Kirchenzeitungen - Verein zur Förderung der Kirchenpresse" Zuwendungen. In Teil fünf der Kathpress-Interview-Reihe zur Medienpolitik in Österreich bemängelte er wie auch andere Kritiker, "dass derzeit ausschließlich die gedruckte und verkaufte Zeitung gefördert wird und dabei die Entwicklungen der vergangenen annähernd 25 Jahre ... außer Acht gelassen werden".
Was bisher gänzlich fehlt, sei der Online-Bereich, wies Achleitner mit Blick auf laufende Verhandlungen zur Digitalmedienförderung hin. Diese könnte noch im ersten Halbjahr 2022 Realität werden. Und das wäre auch hoch an der Zeit, befand der Experte: "Warum sollen heute gedruckte Medien, die das 20. Jahrhundert und die Vergangenheit repräsentieren, durch Steuermittel im 21. Jahrhundert am Überleben gehalten werden? Und qualitätsvolle, aber ausschließlich onlinebasierte Medienformate leer ausgehen?"
So gesehen stehe auch die Kirchenpresse mit den wöchentlich erscheinenden Kaufzeitungen der Diözesen "unter erheblichem Reformbedarf", erklärte deren Vertreter im Vorstand des "Verbandes Österreichischer Zeitungen" (VÖZ). Sie stünden vor der Herausforderung, den Anschluss an die digitale Transformation zu schaffen. Und deren Eigentümerinnen und Herausgeberinnen, die österreichischen Diözesen, müssten die Notwendigkeit erkennen, "in der vielfältigen Medienwelt und ihren sich immer stärker diversifizierenden Kanälen mit journalistischen Angeboten gehört, gesehen oder gelesen zu werden".
"Du bist, was Du liest"
Nachrichten aus dem Internet seien nicht von vornherein schlecht, weil sie online zur Verfügung stehen, stellte Achleitner klar. Nahezu alle Medienmarken seien heute online verfügbar - seit zwei Jahren auch alle neun österreichischen Kirchenzeitungen unter dem digitalen Dach "meinekirchenzeitung.at". Angesichts der Gefahren von Fake News und Manipulation gehe es darum, die aus der Zeit der gedruckten Zeitung gewohnte Qualität auch online vorzufinden. Speziell in Krisenzeiten würden Nachrichten von bekannten Medien deshalb "extrem hohe Werte für Glaubwürdigkeit" erreichen, betonte der Medienfachmann.
Natürlich müssten die User auf bestehende Gefahren im Netz aufmerksam gemacht werden, "Medienkompetenz spielt dabei eine zentrale Rolle". Achleitner erinnerte an die viel beachtete Inseraten-Kampagne "Du bist, was Du liest" des VÖZ im Jahr 2021. In einem Sujet war damals über einem frisch gebackenen Gugelhupf zu lesen: "Der ist selbstgemacht. Ihre Meinung auch?"
Presserat bürgt für Qualität
Klar ist für Achleitner, dass Medienförderung nicht ohne Transparenz und Qualitätskriterien auskommt. Zu objektivierbaren Kriterien für Qualität zählten ausgebildete Journalistinnen in den Redaktionen, das Vorhandensein von Redaktionsstatuten oder - "eine für mich zentrale Forderung - die Mitgliedschaft im Presserat, die mit der Zustimmung zum Ehrenkodex für die publizistische Arbeit einhergeht. Von den Kirchenzeitungen sind laut Achleitner alle, mit zwei Ausnahmen, im Presserat vertreten. Schwieriger zu bewerten sei das Erfüllen "weicher" Qualitätskriterien wie Diversität in Bezug auf Themen, Meinungen und Besetzung in den Redaktionen.
Zur Qualität von Medien gehöre auch, zwischen Journalismus, PR und Unternehmenskommunikation klar zu unterscheiden, hielt Achleitner fest. Hier merkte der Experte zur kirchlichen Medienarbeit kritisch an, es sei ein Trend zu beobachten, "dass allzu oft crossmediale Unternehmenskommunikation und kirchlicher Qualitätsjournalismus in ein gemeinsames Flussbett umgeleitet werden".
Walter Achleitner ist einer von sechs zur Medienpolitik in Österreich befragten Fachleuten. Ebenfalls kommen in der Kathpress-Reihe zu Wort: Gabriele Neuwirth, Vorsitzende des Verbands katholischer Publizistinnen und Publizisten Österreichs, der KAÖ-Präsident und Kommunikationsexperte Ferdinand Kaineder, der in Wien lehrende Medienethiker Alexander Filipovic, der Grazer Caritasdirektor Herbert Beiglböck als Mitglied des ORF-Publikumsrates und "Furche"-Chefredakteurin Doris Helmberger-Fleckl.