Trauer um Gabriele Neuwirth: Danke für die Stärkung des österreichischen Journalismus

 

 

Wien, 11. Dezember 2024 (VKPÖ) Der Verband katholischer Publizistinnen und Publizisten trauert um seine frühere Vorsitzende Gabriele Neuwirth, die am 11. Dezember 2024 im 78. Lebensjahr verstorben ist. Die gebürtige Steirerin prägte den Verband 17 Jahre lang. Verbandsvorsitzende Sophie Lauringer würdigte Neuwirth:

 

"Gabriele war die erste Frau an der Spitze unseres Verbands, dem sie mit viel Herzblut und Engagement neuen Schwung gegeben hat. Sie hat das Profil des Verbands in ihrer Amtszeit und unser Unterstützungsnetzwerk für Medienschaffende gestärkt, u.a. durch eine Journalismus-Jobbörse und einen Verbandsnewsletter zur Vernetzung und Information."

 

Neuwirth äußerte sich auch regelmäßig zur Situation der Medienlandschaft in Österreich. Für ihre Leistungen wurde sie zur Ehrenvorsitzenden des Verbands katholischer Publizistinnen und Publizisten Österreichs gewählt. Ihr Anspruch als katholische Publizistin war es, das Vertrauen unter den Kolleginnen und Kollegen sowie die wechselseitige Hilfe zu stärken. Sie betonte dabei: "Das christliche Menschenbild schützt uns vor Hochmut und wir haben hoffentlich einen sorgsamen Umgang mit den Menschen und bei der Wahrheitsfindung."

 

Dem ist sie mehr als gerecht geworden. In der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen des Verbands notierte sie:

 

"Gut zu sein im Fach, Hunger und Durst nach Gerechtigkeit zu haben, die Menschen zu lieben und Geschichten zu machen, die es erlauben, sich am Abend ohne Scham in den Spiegel zu schauen, das braucht Kraft. Das braucht Bestärkung und Ermutigung. Der Kollegin, dem Kollegen den Rücken zu stärken, ist eine besondere Ausformung der sozialen Verbundenheit."

 

Auftrag an den Journalismus: "Schreibt's nicht so fad!"

 

Unermüdlich widmete sich Neuwirth außerdem seit 1994 der Ausbildung junger Journalistinnen und Journalisten in der Katholischen Medien Akademie (KMA). Besonders befürwortete sie den kritisch-konstruktiven Journalismus, den sie so beschrieb: "Eine Krise wird faktengetreu geschildert, Lösungsvorschläge werden aufgespürt und auf Tauglichkeit abgeklopft. Das ist nicht Wohlfühljournalismus, zeigt aber ein Licht am Ende des Tunnels." Ihr war es immer wichtig, dass die Journalisten "ganz bei den Leuten sind" und an die Schauplätze gehen. Das wolle sie auch in ihren Kursen vermitteln.

 

Folgende journalistische Tugenden waren ihr neben der exakten Beherrschung des Handwerks wichtig: Die tatsächliche Kenntnis des Gegenstandes, über den man schreibt, die wertschätzende Haltung den beteiligten Personen gegenüber – aber auch das Gespür für gutes Erzählen. Und so schrieb sie den Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten stets ins Stammbuch: "Schreibt's nicht so fad!"

 

Kritisch-loyale Katholikin

 

Im steirischen Wildon am 31. August 1947 geboren, begann Gabriele Neuwirth ihre journalistische Arbeit beim "Sonntagsblatt für die Steiermark". Ihr Studium der Politikwissenschaft und Zeitgeschichte führte sie nach Wien. Sie war in der Gründungsredaktion von "täglich alles" im Ressort Politik tätig; dann übernahm sie die Leitung der Wiener Redaktion der Wochenzeitung "präsent". Bis zu ihrer Pensionierung war sie schließlich Redakteurin bei der Wiener Kirchenzeitung "Der SONNTAG".

 

Der begeisterten Journalistin wurde 2018 der Titel Professor verliehen. Sie war außerdem die erste Trägerin des Gerhard-Weis-Ehrenrings, den die Katholische Medien Akademie in Erinnerung an den früheren ORF-Generalintendanten und langjährigen journalistischen Leiter der KMA vergibt.

 

Neuwirth musste sich krankheitsbedingt im Herbst 2022 aus dem aktiven Tagesgeschäft des Verbands katholische Publizistinnen und Publizisten zurückziehen. Die Generalversammlung wählte am 19. Juni dieses Jahres einen neuen Vorstand. Vorsitzende ist Sophie Lauringer, die wie Neuwirth, ebenfalls beim SONNTAG tätig ist.

 

Vom christlichen Weltbild herausfordern lassen

 

Der Verband begeht 2027 sein 70-Jahr-Jubiläum und zählt aktuell 365 Mitglieder. Aufgenommen werden nicht nur Katholiken, sondern auch Mitglieder einer der im Ökumenischen Rat vertretenen Kirchen. Der Verband stellt Presseausweise an hauptberuflich tätige Journalisten gemäß den Richtlinien des dafür zuständigen Kuratoriums aus. Kommunikationsschiene ist der Newsletter "PUBLIcum" mit Medieninfos, Terminen, Recherchetipps und Job-Service und die Website.